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Umweltaspekte vs. soziale Nachhaltigkeit: Wo stehen Versicherer heute?   

So steht es um die sozialen Nachhaltigkeitsbemühungen der Assekuranz 

Unsere Analyse zeigt, wie weit Versicherer in ihrer ESG-Transformation sind und stellt besonders Nachholbedarf bei der sozialen Dimension fest

Umweltaspekte vs. soziale Nachhaltigkeit: Wo stehen Versicherer heute? 

Für den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft haben sich weltweit drei Buchstaben etabliert: ESG – Environment, Social und Governance. Ziel ist eine ganzheitlich verantwortungsvolle Unternehmensführung, die Klima- und Umweltschutz, aber auch soziale Aspekte, wie Diversität, Inklusion und Menschenrechte umfasst. Auch Versicherer kommen an dem Begriff und der damit verbundenen Transformation nicht vorbei. Doch besonders in Bezug auf soziale Maßnahmen liegt noch ein langer Weg vor ihnen.

Vor allem durch den gesellschaftlichen Diskurs um Klimawandel, fossile Energieträger und strengere Berichtspflichten zu Nachhaltigkeitszielen, hat das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Allzu oft geht es bei der Bewertung von Nachhaltigkeit aber meist nur um das „E“, also der Umweltdimension. Auch bei Versicherungsunternehmen ist die Umsetzung der ökologischen Maßnahmen am weitesten fortgeschritten. Zum Beispiel arbeiten sie seit langem daran, auf einen nachhaltigen Betrieb umzustellen. Soziale Maßnahmen bleiben hingegen meist noch auf der Strecke. Obwohl sie die Bedeutung durchaus erkannt haben, wie unsere kürzlich durchgeführte Analyse zeigt.

Analyse zeigt aktuellen Stand zum Thema „Social“ in der Versicherungsbranche

In der Analyse, für die wir die Nachhaltigkeitsberichte von insgesamt zwölf mittelständischen Versicherungsunternehmen in Deutschland analysiert haben, konnten wir fünf soziale Aspekte identifizieren, die am häufigsten genannt werden. Dabei wurden qualitative und quantitative Metriken verwendet und die Aspekte nach Themen gruppiert.

Die Themen, die bei 90 Prozent der untersuchten Versicherungsunternehmen eine bedeutende Rolle spielen, sind Gesundheitsmanagement, Beruf und Familie, Menschenrechte, Mitarbeiterzufriedenheit und Weiterbildung. Die beiden wichtigsten Themen, Gesundheitsmanagement und Mitarbeiterzufriedenheit, werden von allen Unternehmen in ihrer Berichterstattung erwähnt, wobei es Unterschiede beim Grad der Implementierung geben kann.

Viele Versicherer haben die Bedeutung der sozialen Dimension erkannt – Zusammenfassung des Status Quo im Kontext Social
Mehr als 90 Prozent der Versicherungsunternehmen sind mit den fünf Top-Themen befasst
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Übersicht der drei am wenigsten genannten Themen – etwa 50 Prozent der Versicherungsunternehmen beschäftigen sich mit diesen Themen
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Es handelt sich um eine Grafik von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Soziale Themen spielen bei den ESG-Ambitionen der Versicherer noch eine untergeordnete Rolle

Die Analyse zeigt deutlich, dass im Vergleich zu Umweltthemen soziale Aspekte bei den ESG-Ambitionen von Versicherern noch nicht so stark ausgeprägt sind. Im Durchschnitt werden Umweltthemen, wie zum Beispiel Ressourcenmanagement 32-mal pro Nachhaltigkeitsbericht erwähnt, wohingegen soziale Themen wie Chancengerechtigkeit nur auf durchschnittlich 23 Nennungen kommen.

Förderung sozial nachhaltiger Aspekte wird zum wichtigen Wettbewerbsfaktor

Die Versicherungsbranche sieht sich mit einer Vielzahl von Entwicklungen konfrontiert, die die Erwartungen an sie weiter antreiben und die Förderung sozial nachhaltiger Aspekte zum wichtigen Wettbewerbsfaktor machen dürften. Der bevorstehende Ruhestand der Babyboomer-Generation ist ein wichtiger Faktor, der die Zukunftsfähigkeit der Branche beeinflusst und den bereits bestehenden Kampf um Talente weiter verschärfen wird.

Darüber hinaus erleben wir eine zunehmende Sensibilität und Nachfrage für Themen wie Vielfalt und Gleichstellung, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie einer verbesserten Work-Life-Balance. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erwarten von ihren Arbeitgebern zunehmend flexible Arbeitsmodelle und unterstützende Maßnahmen für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz.

 

"Unternehmen, die sich aktiv mit sozialen Themen auseinandersetzen und entsprechende Strategien implementieren, werden in der Lage sein, den steigenden Kundenerwartungen gerecht zu werden und gleichzeitig ihre Mitarbeiterbindung und -produktivität nachhaltig zu stärken"

Carolin Münch

Im Kontext Vielfalt und Gleichstellung tritt zudem am 28. Juni 2025 das „Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)“ in Deutschland in Kraft. Es dient der Umsetzung der EU-Richtlinie „European Accessibility Act (EAA)”. Mit Fokus auf digitalen Angeboten, fordert es beispielsweise anpassbare Schriftgrößen auf Webseiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Bezug auf soziale Verantwortung betrifft die Einhaltung von Menschenrechtsstandards in der gesamten Wertschöpfungskette. In diesem Kontext sind die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen, wie beispielsweise das Lieferkettengesetz, strenger geworden. Dadurch sind Unternehmen gezwungen, ihre Sorgfaltspflicht in Bezug auf Menschenrechte zu stärken.

Übersicht über die Entwicklung der sozialen Dimension am Markt
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Es handelt sich um eine Grafik von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Prozentuales Ranking der sozialen Top-Themen
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Es handelt sich um eine Grafik von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Ein ganzheitlicher ESG-Ansatz unterstützt die erfolgreiche Realisierung sozialer Ambitionen

Unternehmen, die sich aktiv mit sozialen Themen auseinandersetzen und entsprechende Strategien implementieren, werden in der Lage sein, den steigenden Kundenerwartungen gerecht zu werden und gleichzeitig ihre Mitarbeiterbindung und -produktivität nachhaltig zu stärken.

Diese vier Schritte können dazu beitragen, die sozialen Bemühungen zu strukturieren und zu voranzutreiben:

  1. Strategie: Sozialen Themen in der (ESG-)Strategie und Governance eine höhere Bedeutung beimessen und diese aktiv in die strategische Ausrichtung einbauen.
  2. Soziales Engagement: Einen ganzheitlichen und strukturierten Ansatz für soziales Engagement umsetzen (zentraler Ansatz vs. dezentrale, lokale Initiativen).
  3. Allianzen: Allianzen mit Dritten eingehen (Gesundheitsanbieter für das interne Gesundheitsmanagement, Datenanbieter zur Social-Datenerhebung und zum Benchmarking), um soziale Ambitionen zu beschleunigen und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
  4. Messsysteme: Einführung wirksamer Messsysteme für eine valide Datenbasis und die aktive Bewertung und Steuerung von Maßnahmen.

Es ist von zentraler Bedeutung für Versicherungsunternehmen, zu verstehen, dass ihr soziales Engagement nicht nur ethisch geboten ist, sondern auch ihre Geschäftsperformance und ihren Ruf maßgeblich beeinflusst. Daher ist es unerlässlich, dass Versicherungen ihre Bemühungen intensivieren und die soziale ESG-Dimension in ihrer Unternehmensstrategie verankern.

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Carolin Münch

FS Assistant Managerin
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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Christoph Krallmann

FS Senior Manager
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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